55 Jahre Kulturwerk
In diesem ersten Teil zu "55 Jahre Kulturwerk" kommen, neben der Bügermeisterin Sarah Süß, lange Wegbegleiter des Kulturwerks Steinhagen zu Wort.
Sie erzählen über die Anfänge, Höhen und Tiefen und ihre Wünsche für das Kulturwerk.
Chronik zur Historie - "Jahrbuch 750 Jahre Steinhagen"
Im Juni 1971 wurde das Kulturwerk ins Leben
gerufen. Der damalige Kulturausschußvorsitzende
Dr. Klaus Godt war der Gründer und
konnte gleich ein ausabonniertes Haus präsentieren.
Die evangelische Kirchengemeinde stellte
freundlicherweise das Bonhoefferhaus zur
Verfügung. Nach dem Bau des Schulzentrums
konnte der schöne Saal am 26. September
1975 mit einem neuen Steinway-Flügel eingeweiht
werden, nach langem Ringen hatte
sich der Kulturausschuß für die Anschaffung
dieses kostbaren Instrumentes entschieden.
Die Aula sollte Mittelpunkt des gesellschaftlich-
kulturellen Lebens der Gemeinde werden.
Den Bürgern werden seitdem ausgezeichnete
Theater und Musikveranstaltungen
angeboten, die sich mit Aufführungen großer
Städte messen lassen können.
Aus der Zeit im Bonhoefferhaus sind besonders
viele Aufführungen im Gedächtnis gebieben.
Die Begeisterung war groß, denn bisher mußte
man nach Bielefeld oder weiter fahren, um
solche Veranstaltungen erleben zu können.
Seit der Einweihung der akustisch hervorragenden
Aula sind alle Aufführungen dort zu
verorten.
Die Nachwuchselite der "Jungen Sinfoniker"
war und ist regelmäßig in Steinhagen.
Auch die vielen Operetten und Musicals erfreuten
das Publikum.
Durch Zuschusskürzungen finden zur Zeit
keine Kunstausstellungen statt. Da die Gemeinde
personell und finanziell nicht mehr in
der Lage war, die Arbeit für das Kulturwerk zu
leisten, wurde ein Verein ins Leben gerufen.
Alle aktiven Mitglieder arbeiten ehrenamtlich.
1983 nahm der Verein die Arbeit auf,
nachdem mit der Gemeinde ein Vertrag über
die „Kulturarbeit in Steinhagen" geschlossen
wurde.
Die Kreissparkasse stellt dem Verein großzügig
Personal und Räumlichkeiten zur Verfügung.
Die Gemeinde unterstützt finanziell
das Kulturwerk durch öffentliche Mittel
nach Maßgabe des Ratsbeschlusses.
Für die Programmgestaltung und Verträge
mit Künstlern und Agenturen ist seit dem
Bestehen Helga Godt zuständig.
Viele Jahre besorgte Jochen Kerl die Organisation
der Veranstaltungen, nach seinem
Tod übernahm Horst Feye dieses verantwortungsvolle
Ressort. Elisabeth und Ulrich
Huck sorgen für Werbung und verteilen vor
jeder Veranstaltung die Plakate. Doris Meyer
kämpfte jedes Jahr um Annoncen im Programmheft.
Alle Aktiven arbeiten selbstlos
und mit großem Engagement.
Fast könnte man meinen, alle Größen der
Musik- und Theaterwelt waren schon einmal
zu Gast in Steinhagen. Große Namen
sind untrennbar mit der Geschichte des
Kulturwerks verbunden. Alles begann 1971
mit einem Galaabend der Operette, seit dieser
Zeit engagieren sich Helga und Dr. Klaus
Godt, um Stars aus aller Welt ins ostwestfälische
Steinhagen zu holen. Die Musiker
und Schauspieler haben es bestimmt nie
bereut, auf den jeweiligen „Steinhagener
Brettern" gestanden zu haben.
Vorwort Sarah Süß
Kultur lebt von Menschen. Von denen, die
mit Ideen, Leidenschaft und unermüdlichem
Engagement Räume für Begegnung,
Bildung und Begeisterung schaffen. Das
Kulturwerk Steinhagen ist ein beeindruckendes
Beispiel dafür – und das seit
nunmehr 55 Jahren.
Seit mehr als einem halben Jahrhundert
bringt das Kulturwerk hochkarätige Musikund
Theaterveranstaltungen auf die Bühne
unserer Aula. Und das auf eine Weise,
die in ihrer Kontinuität und Qualität alles
andere als selbstverständlich ist: ehrenamtlich
organisiert, stets offen für neue
Impulse, und mit einem feinen Gespür für
Qualität und Vielfalt.
Dieses Jubiläum ist ein besonderer Anlass,
innezuhalten und Danke zu sagen. Danke
an alle, die das Kulturwerk seit 55 Jahren
mit Leben füllen – den Gründerinnen und
Gründern, den ehrenamtlich Engagierten
vergangener und heutiger Tage, den
treuen Besucherinnen und Besuchern,
den Unterstützenden aus Verwaltung und
Politik. Ohne Sie alle wäre das Kulturwerk
nicht das, was es heute ist: Ein kulturelles
Aushängeschild und eine feste Größe im
gesellschaftlichen Leben Steinhagens.
Ich freue mich auf die Jubiläumsspielzeit
2025/2026 – auf ein wie immer vielfältiges
Programm, auf inspirierende Abende und
auf das, was Kultur so besonders macht:
das gemeinsame Erleben.
Herzlichen Glückwunsch zum 55-jährigen
Bestehen – und auf viele weitere Jahre
voller Kultur in Steinhagen.
Interview mit Klaus Besser, 1994 - 2020 Bürgermeister
von Steinhagen 11. Juni2025
Wie lange gehörst du dem Kulturwerk an?
Es gab schon lange persönliche Kontakte zum Ehepaar
Godt, auch weil Dr. Klaus Godt als Hausarzt 1960 die
erste Untersuchung nach meiner Geburt durchgeführt
hat. Beide waren kulturpolitisch aktiv, und Klaus Godt
war mein Vorvorgänger als Kulturausschussvorsitzender.
Als Bürgermeister durfte ich den Eheleuten das Bundesverdienstkreuz
verleihen. Unsere Lebenswege haben
sich oft gekreuzt, ich statte der Grabstätte des Ehepaars
Godt zuweilen noch einen Besuch ab und denke dabei
auch an das Kulturwerk und die gemeinsame Zeit. Mit
meiner Frau habe ich seit über 20 Jahren ein Abonnement,
davor haben wir Einzelveranstaltungen besucht.
Wie ist das Kulturwerk entstanden?
Die erste Initiative auf Gemeindeebene entstand noch vor der kommunalen Neuordnung
1973. Da wurde schon klar: Wir brauchen ein eigenes Kulturangebot, darin waren sich der
damalige stellvertretende Gemeindedirektor mit engagierten Bürgerinnen und Bürgern
einig. Genau kann ich mich nicht erinnern, da ich erst elf Jahre alt war. Aber es ist für eine
Kommune auf Dauer schwierig, so eine Arbeit zu machen, weil sie eigentlich andere Aufgaben
hat. Deswegen war die Idee mit der Gründung eines Vereins und eines Zuschusses
durch die politische Gemeinde eine sehr konsequente Lösung.
Welche Entwicklung hat das Kulturwerk genommen?
In meiner Zeit als Kulturausschussvorsitzender (1987-89) gab es schon ein Angebot der
Kulturtage mit sehr überschaubarer Zuschauerzahl. Trotz der Nähe zur Großstadt Bielefeld
halte ich ein eigenständiges, attraktives Kulturangebot für wichtig. Es erklärt auch, warum
die Familie Godt zum Anfang des Kulturwerks die Aula voll kriegte. Die waren gut vernetzt
in der Gemeinde und haben über persönliche Ansprache ein Kulturangebot geschaffen für
Menschen, die sonst nicht ins Theater gehen oder ein Konzert besuchen können. Dr. Godt
und dem Filialleiter der KSK, Herr Schwede (traditionell bei den Rotariern), ist es gelungen,
die Kreissparkasse als wichtigen Sponsor zu gewinnen.
Am Anfang hatten wir zeitweise 550 Abonnenten. Aus verschiedenen Gründen reduzierte
sich mit den Jahren die Abonnentenzahl. Wir hatten die Befürchtung, dass „von unten
nichts mehr nachkommt“. Nach dem Ausscheiden der Familie Godt aus dem Vorstand,
folgten Gott sei Dank engagierte neue, sehr aktive Mitglieder, die das Werk der Gründergeneration
weiterführen und weiterentwickeln wollen.
An welche Höhen und Tiefen kannst du dich erinnern?
Meine langjährige Klassenlehrerin war auch im Kulturwerk-Vorstand engagiert und hat
damals schon versucht, die Schulen einzubinden. Sie hat uns als Hauptschüler dann manchmal
zur Kultur „gezerrt“, und da haben wir das gemacht. Gut ist die gesunde Mischung:
Konzert und Theater sind gleichmäßig vertreten. Es gibt große Orchester und kleinere
Ensembles, Komödien und ernstes Schauspiel und hin und wieder auch bekannte Schauspieler.
Ein wirklicher Einschnitt war die Zeit der Coronapandemie, viele Abonnenten sind dem
Kulturwerk trotzdem treu geblieben.
Welche lustige oder spannende Ereignisse bleiben dir in Erinnerung?
Ein absoluter Höhepunkt war 2008 das Jubiläumskonzert anlässlich des 750 jährigen
Gemeindejubiläums. Meine persönlichen Highlights in der letzten Spielzeit waren „Prost
Onkel Erich“ und „Achtsam morden“.
Welche Wünsche hast du für die Zukunft des Kulturwerks?
Ich wünsche dem Kulturwerk, dass der Generationswechsel auch bei Abonnenten und den
Besucherinnen und Besuchern gelingt. Insofern bin ich überzeugt, dass die Zukunft des
Kulturwerks gesichert ist.
Interview in Zusammenarbeit mit Sabine Böhling und Claudia Müller
Interview mit Claus Böhling,
Langjähriger Abonnent, 91 Jahre
03. Juni 2025
1. Wie lange gehörst du dem Kulturwerk an?
Seit Anfang der 1980er Jahre. Mit meiner Familie bin ich 1973
nach Steinhagen gezogen. Zunächst hatten meine Frau und ich
ein Theaterabonnement in Bielefeld. Beruflich musste ich sehr
oft verreisen und da meine Frau keinen Führerschein besaß,
kam uns das Angebot des Kulturwerks vor Ort sehr entgegen.
Dies war fußläufig erreichbar und die Qualität der Aufführungen
stand nicht hinter den Angeboten der Bühnen in Bielefeld zurück.
2. Wie ist das Kulturwerk entstanden?
Die Gründung hat stattgefunden bevor wir nach Steinhagen gezogen sind. Ich verbinde
das Kulturwerk immer mit dem Namen Godt. Das war auch unser Hausarzt.
3. Welche Entwicklung hat das Kulturwerk genommen?
Nachdem die Aula in den Anfangsjahren fast immer ausverkauft war, ist mit der Zeit
ein Rückgang der Anzahl der Abonnementen zu beobachten. Meiner Meinung nach
wurde zu wenig unternommen um rechtzeitig jüngere Zuschauer zu gewinnen.
4.welche Höhen und Tiefen kannst du dich erinnern?
Den Besuch der Aufführungen haben wir gemeinsam mit unseren Freunden immer
sehr genossen. Ich erinnere mich an eine Aufführung der Wiener Sängerknaben. Da
haben wir die Aula allerdings vorzeitig in der Pause verlassen, weil der ganze Chor
erkältet war.
5. Welche Wünsche hast du für die Zukunft des Kulturwerks?
Ich wünsche mir für alle Kulturfreunde, dass das Angebot in Steinhagen weiterhin
bestehen bleibt, sich weiter entwickelt, und das mit einem jüngeren Publikum schafft.
Die Mischung aus Schauspiel und Musik sollte bestehen bleiben.
Obwohl die Akustik in der Aula gut ist, wünsche mir, dass in Zukunft bei den Aufführungen
Mikrofone verwendet werden. Das wäre für gerade für ältere Menschen
wichtig, aber überhaupt für alle Zuschauer, die nicht so gut hören.
Abgesehen davon habe ich das Gefühl, dass die Schauspieler früher eine bessere
Sprachausbildung hatten. Die haben lauter und klarer gesprochen. Man konnte sie gut
auch ohne Mikrofon verstehen.
Interview in Zusammenarbeit mit Sabine Böhling und Claudia Müller
Interview mit
Adelheid Meyer-Hermann
07. Juni 2025
Wie lange gehörst du dem Kulturwerk an?
Frau Godt war meine Sitznachbarin bei den Veranstaltungen
des Kulturwerks und hat mich angeworben. Im Jahre 2010
habe ich gemeinsam mit ihr das Programm gestaltet.
Sie hat mir sozusagen „auf die Sprünge geholfen“.
Im Programmheft 2011/2012 war ich zum ersten Mal für
das Programm allein verantwortlich.
Wie ist das Kulturwerk Steinhagen entstanden?
Das Kulturwerk ist von Dr. Klaus Godt 1975 ins Leben
gerufen worden. Damals herrschte in Steinhagen echte
Premierenstimmung: die Realschulaula wurde eingeweiht.
Und das mit einem namhaften Solisten am neuen Steinway-Flügel.
Welche Entwicklung hat das Kulturwerk genommen?
Frau Meyer-Hermann weist auf einen Aufsatz im Programmheft 1990/1991 hin, in dem
„Das Kulturwerk Steinhagen e. V. und seine Entwicklung von 1971 bis heute“ (1991)
beschrieben ist.
Die Entwicklung des Kulturwerks kann man daran sehr gut ablesen, wie die Gestaltung des
Programmheftes sich veränderte. Es gab schon zu Beginn ein farbiges Deckblatt, aber der
Innenteil war schwarz-weiß. Heute sind Deckblatt und Innenteil farbig gestaltet.
Inhaltlich war unser Programm stets anspruchsvoll und breit aufgestellt, sowohl im Musikals
auch im Theaterbereich.
Dass klassische Musik und Jazz in einem Konzert gleichermaßen zur Geltung kamen, war
absolut neu. So geschehen im Konzert der Pianistin Dr. Chenny Gan. Neu war auch, dass
die Pianistin selbst in beiden Teilen in verständlicher Sprache das Publikum in ihre Musik
einführte. Neu war auch, dass sie auch den Kontakt zur Jugend in den Schulen suchte und
sie zum Konzertbesuch motivierte.
Ähnlich wie im Musikbereich wurden auch im Theaterbereich neue Akzente gesetzt: vor
den Theateraufführungen gingen Schauspieler*innen in die Schulen, informierten über das
Stück und die Theaterarbeit, um sie ins Theater zu locken.
An welche Höhen und Tiefen kannst du dich erinnern?
Absolute Tiefe war die Corona-Pandemie. Viele geplante Veranstaltungen fielen ganz aus
oder mussten umterminiert werden.
Absolut spitze war die Zusammenarbeit im dreiköpfigen Vereinsvorstand, unser Vorstandsvorsitzender
Prof. Rüdiger Noelle – zuständig für Organisation -, dann Filialleiter der
Kreissparkasse Frank Pohl – zuständig für die Finanzen - , während ich für die Programmgestaltung
zuständig war.
Welche lustigen oder spannenden Ereignisse sind dir in Erinnerung geblieben?
Eine lustige Geschichte ereignete sich mit der Theater-Akademie Stuttgart. Die Akteure hatten
sich auf ihrer staureichen Fahrt in einem Bus „verirrt“ und erst nach mehreren Handy-
Kontakten erreichten sie um ½ zwei nachts meine Wohnung, um sich bei mir den Schlüssel
zum Quellental-Hotel zu holen; im Hotel gab es zu später Stunde keinen Service mehr.
Sie hatten zu Abend gar nicht essen können und waren richtig ausgehungert. Welch ein
Strahlen ging über alle müden Gesichter, als sie erfuhren, dass wir zum Empfang der späten
Gäste einen großen Topf mit heißer Kartoffel-Lauchsuppe anbieten konnten! Auf meine
Frage, ob sie auch ein paar gebratene Mettwurstscheiben dazu haben wollten, lautete die
Antwort: „Jaaaa!“. Ein Gläschen regionales Bier rundete das Mahl in meiner Küche ab,
wo 9 Shakespeare-Schauspieler mit ihrem Theaterdirektor Schlösser auf der Eckbank dicht
gedrängt Platz gefunden hatten. Zum Hotel fuhren mein Mann und ich vorsichtshalber mit,
um sicher zu sein, dass sie dort auch hinfanden.
Welche Wünsche hast du für die Zukunft des Kulturwerks?
Dem neuen Vorstand des Kulturwerks und allen weiteren engagierten Kulturwerker(inne)n
kann ich nach einem sehr gelungenen ersten Jahr nur wünschen:
„Macht weiter so! Lasst nicht nach in dem Bemühen, Menschen zu begeistern! Kultur wird
heute angesichts der von großen Krisen gezeichneten Zeit immer wichtiger. Das Kulturwerk
soll zum Kultur-Ort werden, wo man sich trifft und Meinungsaustausch stattfindet.
Konkret wünsche ich uns allen, dass eine Moderation bei Musikstücken beibehalten wird.
Auch eine Einführung vor manchen Theateraufführungen wäre wünschenswert. Wenn
möglich, sollte die Zusammenarbeit mit den Schulen intensiviert werden! Und: Bitte keine
banalen Events, sprich – keine flache Unterhaltung!
Interview in Zusammenarbeit mit Sabine Böhling und Claudia Müller
Interview mit Frank Pohl
11. Juni 2025
Wie lange gehörst du dem Kulturwerk an?
In der leitenden Funktion als Beratungscenterleiter bei
der Kreissparkasse Halle-Wiedenbrück arbeite ich seit
01.04.2007. Zu dieser Zeit habe ich die Aufgabe des
Kassierers im Kulturwerk übernommen. Bevor ich diesen
Job übernommen hatte, „war mein Theater die Alm“.
Zu Theater oder klassischer Musik hatte ich keine
Verbindung. Das hat sich seitdem sehr verändert.
Interview in Zusammenarbeit mit Sabine Böhling und Claudia Müller
Wie ist das Kulturwerk Steinhagen entstanden?
Das kenne ich ja auch nur aus der Geschichte. Es kam aus der Politik, aber auch von
Bürgern, die im Rat waren. Und dann natürlich Familie Godt, die das Ganze in die Hand
genommen, angeschoben und vorangebracht hat und neben ihrem Job viel Power und
Herzblut da reingesteckt hat.
Welche Entwicklung hat das Kulturwerk genommen?
Die Kreissparkasse war von Anfang an die Geschäftsstelle des Kulturwerks. Wir haben
irgendwann fast alles gemacht: Catering, Kartenverkauf, Abonnentenverwaltung, nebenbei
Werbung und Steuersachen. Vieles erfolgte noch händisch, nicht großartig mit Excel-
Dateien. Irgendwie hat unser Engagement immer gereicht. Wichtig waren unsere Netzwerke.
Es hing auch viel an den Personen, die mich in der Kreissparkasse unterstützten. Beim
Einlass gab es bewusst keine Kartenkontrolle. Das lag an der „Qualitätsgeschichte“ der
Gründer, die auf gegenseitiges Vertrauen setzten und eine Kontrolle nicht wollten.
Heute ist Vieles aktueller geworden. Dabei spielt die Digitalisierung eine große Rolle. Mit
dem Einstieg in Egozentrik sind die Anwendungen wesentlich leichter und aussagekräftiger
geworden wenn es darum geht Karten zu buchen oder Statistiken zu erstellen und
auszuwerten.
An welche Höhen und Tiefen kannst du dich erinnern?
Die Corona-Pandemie war ein Tief, was den Verkauf angeht. Aber eigentlich auch wieder
eine Höhe für den Verein, weil das Zusammenspiel zwischen Publikum und Veranstaltern
von gegenseitiger Wertschätzung zeugte. In dieser Zeit fing alles an, ein wenig langsamer
zu werden, man hatte mehr Zeit für anstehende Dinge im Kulturwerk. Ich habe die freundschaftliche
Zusammenarbeit mit Adelheid, Rüdiger und Matthias sehr genossen, trotzdem
war diese ziemlich herausfordernd und auch anstrengend. Letztlich wurde aber immer
offensichtlicher, dass trotz allen Engagements es weitgehend zu viert nicht zu schaffen war.
Das war ein kritischer Punkt für das Kulturwerk, und es war großes Durchhaltevermögen
gefragt. Annette Eickelbaum hat sich dafür sehr stark gemacht. Einen Höhepunkt erleben
wir gerade. Das Kulturwerk hat sich neu aufgestellt und „aus einem Gebäude, wo es überall
krachte“, einen Neuaufbau gestaltet. Am meisten freut es mich, weil das Kulturwerk
jetzt da steht, wo Rüdiger Nölle, Adelheid Meyer-Hermann, Matthias Steinert und ich es
gerne gesehen hätten.
Welche lustigen oder spannenden Ereignisse sind dir in Erinnerung geblieben?
Wir hatten mal so eine Veranstaltung, Antigone glaube ich, wo die Schauspielerin mit ihrem
Bild auf einer Großleinwand aus Mosaikbausteinen interagierte. Das Stück war die reinste
Qual, weil sie das Seelenleben der Schauspielerin so nach vorne getragen hat oder weil
sie diese Rolle so interpretierte. Oder es gab eine Vorstellung mit Leonard Lansink. Das
Ensemble wollte „aus dramaturgischen Gründen“ ohne Pause spielen. Es musste aber eine
Pause geben, um unserem Caterer zu ermöglichen, ein wenig Geld zu verdienen. Da kommt
Leonard Lansink, legt seinem Kollegen die Hand auf die Schulter und sagt ihm, er soll sich
entspannen. Bei Tourneetheatern sei Catering und das Miteinander Bestandteil des Theaterabends
– es wurde eine tolle Veranstaltung!.
Welche Wünsche hast du für die Zukunft des Kulturwerks?
Macht das weiter so! Lasst euch durch Krisen oder Rückschläge nicht vom eingeschlagenen
Weg abbringen. Es gibt immer Kritiker, z.B. wenn die Zahlen nicht stimmen oder ein Stück
beim Publikum nicht so ankommt. Durchhalten lohnt sich.
Interview in Zusammenarbeit mit Sabine Böhling und Claudia Müller